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Die Zeche Wiendahlsbank



Nachdem Rump und Boos die Kohlensuche im Tal der Brunebecke bei Rüdinghausen betrieben hatten, waren Wilhelm Dietrich Wiendahl und Johann Friedrich Lueg bei Kruckel die nächsten Bergbauinteressierten. Wiendahl lebte von 1713 bis 1793, war Grundherr eines Hofes in Kleinholthausen und amtierte von 1748-1783 als Camerarius (Kämmerer) in Herdecke.
     Abb. 28: Das frühere Wiendahl-Haus Ecke Haupt-/Mühlenstraße in Herdecke, 2020 (Tilo Cramm)

Beide Muter (Antragsteller) muteten 1768 je zur Hälfte die Abbaurechte auf drei Flöze in der Großholthauser Mark, Wiendahlsbänke genannt, die unter dem Bovermann-Hof in Kruckel von Südwesten nach Nordosten her streichen. Sie bildeten dazu die altrechtliche Gewerkschaft Wiendahlsbank. Der Abbau erfolgte später mit Hilfe des Johannes Erbstollens, lag in Konkurrenz zum Betrieb dieser Stollenzeche und zog sich bis zum Tiefbaubeginn 1853 hin.

Die Gewerkschaft setzte jedoch 1769 nicht bei Kruckel, sondern bei Großholthausen am Grotenbach einen Stollen nach Süden an. Er sollte als Erbstollen die weiter südlich gelegenen, teilweise noch nicht in Abbau genommenen Grubenfelder der Zechen Lappenberg, Schwartze Pferd und Johannes Erbstollen aufschließen. Möglicherweise wollte man auch die Flöze am Bovermann-Hof von Osten her erreichen und so die kostenfällige Nutzung des Johannes Erbstollens vermeiden. Der neue Stollen erhielt Einspruch vom Bergamt, weil es bereits den Johannes Erbstollen gäbe, obwohl dieser höher lag und durch den neuen Stollen eigentlich „enterbt“ worden wäre. So durfte dieser nicht weiter vorgetrieben werden.
     Abb. 29: Wiendahls 1769 geplanter Erbstollen, der 1800 rd. 100 Meter lang war.
(Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA) ergänzt von Tilo Cramm)

Als Ersatz für den abgelehnten Stollen trieben die Gewerken seit 1783 vom Bahnbach (heute Kirchhörder Bach) bei Kleinholthausen her einen Wasserlösungsstollen nach Südwesten bis zum Flöz Geitling vor. Hier schlossen sie die Esskohlenflöze Kreftenscheer und Mausegatt mit Querschlägen an. Diese drei Flöze bauten sie  im Bereich von Löttringhausen oberhalb der Stollensohle unter dem Namen Wiendahlsnebenbank bis 1855 mit Hilfe von Lichtlöchern ab.
Abb. 30: Abbaubereich von Wiendahlsnebenbank in den Flözen Wiendahlsnebenbank Fl.  Nr. 1, 2 und 3 (Geitling, Kreftenscheer und Mausegatt) bis zur Markscheide zur Zeche Glücksanfang an der heutigen Blickstraße.
(Ehem. LOBA NRW)

Der von der Gewerkschaft Wiendahlsbank betriebene Stollenbergbau war wohl nie sehr lukrativ, bildete jedoch für die Gewerken ein Standbein für den folgenden Tiefbau. Ihn konnte man nun beginnen, da mit Hilfe von Dampfmaschinen das Grubenwasser beherrscht  und Kohlen und Gesteinshaufwerk (Berge) aus größerer Teufe gehoben werden konnten.

Es folgt eine Gesamtschau des Bergbaus bei Kruckel ohne spätere Kleinzechen:
   Abb. 31: Der Bergbau in und um Dortmund-Kruckel.
(Tilo Cramm, Bearbeitung Helmut Kaufung)

Die Gewerkschaft Wiendahlsbank erwarb im Hinblick auf einen lukrativen Tiefbau die Geviertfelder Wiendahlsbank, Güldener Mond, Rosalie und Westermannsbank und vereinigte sie 1850 zur Zeche Vereinigte Wiendahlsbank.

1853 begann die Gesellschaft kurz südlich der Bergisch-Märkischen Eisenbahn mit dem Teufen eines senkrechten Schachtes, der 1872 nach der Kaiserproklamation von 1871 in Versailles Wilhelm genannt wurde. Der Schacht nahm 1858 die Förderung auf, nachdem 70 m weiter südlich ein Wetter(Luft)schacht niedergebracht worden war. Der rechteckige spätere Schacht Wilhelm besorgte auch die Wasserhebung mit zwei von Dampfmaschinen angetriebene Woolfsche Gestängepumpen.
     Abb. 32: Schachthauer schlagen mit Schlägel und Eisen Sprengbohrlöcher in die Schachtstöße. Dieses Foto zeigt das damalige Teufprinzip.
(Kroker/Unverferth: Der Arbeitsplatz des Bergmanns, Bochum 1981)

Der 1872 begonnene Schacht Friedrich nahm  bereits 1873 die Förderung von der 2. Sohle mit einem gemauerten Malakoffturm auf. Dieser besaß eine höhere Stabilität gegenüber den Seilkräften im Vergleich zum einfachen Holzgerüst im Schachthaus Wilhelm.
Abb. 33: Malakoffturm Schacht Friedrich um 1900.
(Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund (WWA))
Abb. 34: Die Sohlenteufen der Schächte Wiendahlsbank um 1920.
(Ver. Stahlw.)       
      Abb. 35: Schachtscheiben beider Schächte.
Bei Wilhelm Zustand nach der Ausmauerung.
(Ver. Stahlw.)
      Abb. 36: Woolfsche Wasserhaltungsmaschine auf Wiendahlsbank. Oben rechts Dampfzylinder, der den Balancier hebt und senkt. An ihm hängt links das Pumpengestänge im Schacht.
(Sammelwerk 1902)
     Abb. 37: Tagesanlagen von Wiendahlsbank an der Bergisch-Märkischen Eisenbahn mit Einzeichnung von Grubenbauen, 1891.
(Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA) ergänzt von Tilo Cramm)

1865 erreichte Wiendahlsbank mit 363 Bergleuten eine Jahresförderung von 59 000 t und hatte damit die Nachbarzeche Johannes Erbstollen überholt. 1872/1875 erwarb Wiendahlsbank diese Zeche, die aber bis 1888, dem Jahr der endgültigen Übernahme, weiter förderte.

Bis zum Ende der 1880er Jahre blieb die Förderung mit durchschnittlich 250 Tonnen je Tag gering. Die Gründe lagen im zu kleinen Grubenfeld, der geringen Vorräte an begehrten Fettkohlen, einer unzureichenden technischen Ausstattung unter Tage und einer fehlenden Aufbereitung über Tage. Auch die Fördermaschinen waren nicht leistungsfähig genug. Die Zeche war unterfinanziert. Die Qualität der Angestelltenschaft entsprach nicht den  Erfordernissen, so dass mehrfach auswärtige Experten um Rat gefragt werden musste. In den 1880er Jahren wurden fast jährlich Obersteiger oder Betriebsführer ausgetauscht. Tüchtige Betriebsführer wie Schlender oder Korfmann waren selten. Für die geringe Förderung leistete man sich von 1867 bis 1883 sogar den Grubendirektor Karl Friedrich Springorum.

In den Anfangsjahren konnte den Gewerken noch ausreichend „Ausbeute“ zugeteilt werde. Doch seit 1882 mussten sie hohe Zubuße leisten. Das veranlasste sie schließlich zum Verkauf ihrer Kuxe, die über einen Mittelsmann an die gut situierte Fettkohlenzeche Louise Tiefbau in Barop gingen, die eine Aktiengesellschaft war. Da nicht alle Gewerken ihre Kuxe verkauften, blieb die Gewerkschaft Wiendahlsbank bis 1909 nominell bestehen.

Erst nachdem 1889 die Gewerkschaft Vereinigte Wiendahlsbank, deren Förderung gerade die 100 000-t-Schwelle überstiegen hatte, von der „reicheren“ Louise Tiefbau AG erworben worden war, wurden die Schächte tiefer geteuft und die Tagesanlagen modernisiert. So wurde 1895 eine Kohlenwäsche mit Sieberei und zur Veredlung der Esskohlen eine Brikettfabrik in Betrieb genommen. Wegen des hohen Wasserzuflusses von rd. 4 m3/min hatte die Zeche nach 1895 unter Tage acht elektrische Pumpen installiert, die Grubenwasser nach über Tage drückten.  Beide Schächte wurden ausgemauert, um Schachtbrüchen vorzubeugen. Um 1905 erhielt Schacht Wilhelm ein stählernes Fördergerüst und Schacht Friedrich ein auf den Malakoffturm aufgesetztes Fördergerüst, damit die Förderkörbe eine höher gelegene Entladestelle erhielten. Die bisherigen von über Tage mit Dampf angetriebenen Gestängepumpen konnten abgeworfen werden. Ohne die Übernahme und den finanziellen Einsatz von Louise Tiefbau wäre Wiendahlsbank bereits spätestens 1890 stillgelegt worden.


      Abb. 38: Zuflüsse und Wasserhaltungsanlagen der Zeche Wiendahlsbank 1905. Die Zuflüsse der 2. Sohle fielen zur Wasserhaltung der 3. Sohle und die der 4. Sohle zur 5. Sohle. Aus den Sümpfen der 3. und 5. Sohle wurde das Grubenwasser zu Tage gepumpt. Für die geschätzten Zuflüsse von 6,3 bis 8 m3/min waren fünf elektrische Zentrifugalpumpen mit der Gesamtleistung von 16,6 m3/min eingebaut worden.
(Heise-Herbst: Bergbaukunde Bd. 2, 2. Aufl., Berlin 1913)
1 Schacht Wilhelm, zuletzt Strebengerüst
14  Dampfkessel mit Überhitzer
2  Malakoffturm Schacht Friedrich
15  Kamine
3  Magazin
16  Fördermaschinengebäude Schacht Wilhelm
4  Kalkschuppen
17  Kohlenwäsche
5  Schreinerei und Schmiede
18  Ladebühne mit Waage
6  Wohnhäuser für Arbeiter und „Beamte“
19  Brikettfabrik  
7  Wohnhaus des Betriebsführers (?)
20  Anbau Brikettfabrik für neue Presse
8  Waschkaue
21  Seilbahn zur Kokerei Kaiser Friedrich
9  Zentrale (Ventilatoren, Generatoren und Kompressoren)
22  Antriebsstation der 130 m langen Haldenseilbahn
10  Kühlturm aus Holz
23  Bergehalde westl. der heutigen Kruckeler Str.
11  Lampenstube, Verbandstube
24 Verwaltung, heute Wohnhaus
12  Brücke zwischen den Schächten
25 Holzplatz
13  Klemptnerei und Zementlager
26  VEW-Kraftwerk Kruckel
      Abb. 39: Lageplan Tagesbetrieb Zeche Wiendahlsbank (Rot um 1890, rot und gelb um 1920)
(gez. von.Tilo Cramm aus ehem. LOBA NRW-Riss und Versicherungsakte Archiv Günnemann-Kotten nach Heitmann und Herbertz, nicht maßstäblich)
      Abb. 40: Schacht Wilhelm und Wasserturm von Klönne mit dem Fassungsvermögen von 300 m³, 1915.
(Konrad Hupfer)
     Abb. 41: Die Zeche Wiendahlsbank mit Malakoffturm Schacht Friedrich links, Schacht Wilhelm rechts und dem Wasserhochbehälter der Dortmunder Firma Klönne, um 1900.
(Hans-Jürgen Lewer)

      Abb. 42: Zwischen dem Kraftwerk Kruckel und er heutigen S-Bahn lag die Zeche Wiendahlsbank, vor 1925.
(Historisches Konzernarchiv RWE, Essen)
     Abb. 43: Lageplan von Wiendahlsbank mit dem Kraftwerk Kruckel um 1914
(Archiv Günnemann-Kotten e.V.,  Rüdinghausen)
      Abb. 44: Links hinter der Rheinischen Bahn die Glashütte Kruckel, in der Mitte die Zeche Wiendahlsbank mit Wohnhäusern für Bergleute und zwei Bergehalden, rechts im Dunst die Zeche Kaiser Friedrich. Das Kraftwerk Kruckel fehlt noch, um 1900.
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)
     Abb. 45: Wiendahlsbank von NW, links Schacht Wilhelm, in der Mitte Schacht Friedrich (Malakoffturm mit aufgesetztem Fördergerüst, rechts das Kraftwerk Kruckel, um 1910.
(Karl-Heinz Strothmann).

     Abb. 46: Zeche Wiendahlsbank von Norden. Von links Schacht Wilhelm, Kesselhaus-Schornstein, Wohnhaus, Malakoffturm Friedrich, Brikettfabrik und rechts das Kraftwerk Kruckel nach1905
(Klaus Karl Tischmann)

Als 1908 die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten AG die Zechen Louise Tiefbau und mit ihr auch Wiendahlsbank sowie 1909 auch die Zeche Kaiser Friedrich übernommen hatte, wurde die Deutsch-Lux zur Geldgeberin. Bereits um 1910 wurde durch die Kölner Firma Pohlig eine Seilbahn von Wiendahlsbank zur Kokerei Kaiser Friedrich errichtet. Sie transportierte Esskohlen zur dortigen Kokerei zur Zumischung zu den besser verkokungsfähigen Fettkohlen.
      Abb. 47: Die Seilbahn zwischen Wiendahlsbank und Kaiser Friedrich.
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)
     Abb. 48: Belegschaft einer Werkstatt über Tage 1920
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)
      Abb. 49: Belegschaftsangehörige der Schlosserei 1921
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)
     Abb. 50: Belegschaft der Schmiede 1923
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)

Das Oberbergamt Dortmund ließ am 16.12.1893 die Belegschaften aller ihm zugeordneten Zechen zählen. Danach waren von 517 Belegschaftsmitgliedern der Zeche Wiendahlsbank 90 Hauseigentümer und 39 wohnten in „Colonien“. Die übrigen 388 waren Familienangehörige, Mieter oder Untermieter. Auch die Wohnorte wurden erfasst. 239 wohnten in Kirchhörde, 122 in Rüdinghausen, 70 in Ende, 23 in Eichlinghofen, 16 in Barop und die restlichen weiter entfernt. 452 Arbeiter waren evangelisch, 65 katholisch und nur vier fremdsprachig.

Es folgt ein Blick nach unter Tage:
     Abb. 51: Tagesriss von Wiendahlsbank 1891 (blau: 1. Sohle, rot: 2. Sohle, Schächte als rote Punkte: 1 Kunstschacht Wilhelm, 2 Luftschacht bis zur 1. Sohle, 3 Luftschacht mit Wetterofen, 4 Schacht Friedrich) mit Lage der Ladebühnen an der Bergisch-Märkischen Eisenbahn.
(Ehem. LOBA NRW)

Bergassessor Nonne , Fachmann für Wetterführung beim Verein für die bergbaulichen Interessen … (später Steinkohlenberbauverein) berichtete 1869 über seine Untersuchung der Versorgung der Grube Wiendahlsbank mit Frischluft. Zu dieser Zeit gab es die 1. Sohle als Wettersohle und die 2. Sohle, damals 1. Tiefbausohle genannt. Der Schacht Friedrich 4 fehlte noch. Im südlichen Abbaufeld sorgten zwei Tagesüberhauen für Frischluftzu- und Abluftabfuhr nach dem von der Tagestemperatur bestimmten sogenannten natürlichen Wetterführung. Das nördliche Abbaufeld wurde nur vom Frischwettertrum (Abteilung) im Schacht Wilhelm 1 mit Frischluft versorgt. Die Abwetter verließen die Grube durch das Abwettetrum des Schachtes Wilhelm 1, den Schrägschacht bis zur Wettersohle 2 und den Luftschacht 3. Auf der Wettersohle unter dem Luftschacht stand ein Wetterofen (Rostfläche 2,12 m², erwärmte Luftsäule 65 m, Schachtquerschnitt 2,46 m², Kohlenverbrauch 0,5 t/Tag) mit einen Schornstein über Tage. Die erwärmte Abluft zog im Schacht Wilhelm die Frischluft in die Grube. Wegen dieser primitiven Wettertechnik noch ohne Großlüfter gelangten maximal nur 400 m3/min in die Grube, was nur 1 m3/min je Bergmann ausmachte. (Auf der Zeche Minister Stein war 1979 die Luftzufuhr zehn Mal höher). Der zweite Tiefbauschacht Friedrich entspannte die Lage. Nonne maß auch die Streckenquerschnitte. Im Flöz 5 (Sonnenschein) hatte die Abbaustrecke nur 3,25 m², was für die Wetterzufuhr, den Transport der Förderwagen und die Fahrung reichen musste.

     Abb. 52: Profil durch die Schächte Wiendahlsbank um 1914. Schacht Friedrich wurde später tiefer geteuft.
(Westfälische Berggewerkschaftskasse (WBK))

Aus obigem Profil geht hervor, dass Fettkohlen der Flöze Dickebank, Wasserfall und Sonnenschein nur direkt unter der Erdoberfläche anstanden. Die Esskohlen darunter wurden weitgehend abgebaut und die tieferen Magerkohlen nur ansatzweise. Bemerkenswert ist, dass aufgrund einer mündlichen Auskunft im zwei Meter mächtigen Fettkohlenflöz Nr. 5 Röttgersbank viele kugelige, oft handgroße Pyrit/Markasit (Schwefelkies)-Einlagerungen gefunden worden sein sollen, die Bauernherzen genannt wurden. Dieses Flöz kam aber auf Wiendahlsbank nicht vor. Sonnenschein hatte die Nr. 5, so dass die Funde wahrscheinlich aus diesem Flöz kamen.
     Abb. 53: Schwefelkiesknolle oder „Bauernherz“
(Sammlung Hans-Jürgen Lewer)
     Abb. 54: Riss des 12-15° nach Süden einfallenden Flözes Dickebank (Nr. 1) mit Pfeilerbruchbau  im erworbenen Grubenfeld Ver. Ardey und Wiendahlsbank.                         
Die Grubenbaue oberhalb der 1. Sohle sind blau, die der oberhalb der 2. Sohle rot angelegt. Der Pfeilerbruchbau ging immer von einem Bremsberg (in grau) aus.  Der Abbau ließ 1902 Kohlenpfeiler zum Schutz der Tagesoberfläche stehen. Darüber bauten  nach dem 2. Weltkrieg die Kleinzechen Imberg (dunkelblau) und Tiefendorf (grün) Kohlen ab mit der Folge von Tagesbrüchen.
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)
     Abb. 55: Streichender Pfeilerbau in geneigter Lagerung mit Hilfe von Bremsbergen für die Abförderung. S=Sicherheitspfeiler, L=Abbaupfeiler zwischen den Abbaustrecken, geschlängelte Pfeile = Gewinnungsrichtung im Rückbau, W=Wettertüren (Querstriche), Pfeile= Wetterzug.
(Treptow 1907)
     Abb. 56: Dieser Kumpel beim Kohlenhacken setzt sich der Gefahr der Verschüttung aus. Der Kohlenstoß über ihm zeigt schon Risse, der durch Holzspreizen hätte gesichert werden müssen. Die Kumpel im 19. Jahrhundert hatten noch sogenannte  Benzinsicherheitslampen – keine Akkulampen.
(Der Bergmannsfreund 1934)
     Abb. 57: Aufsicht und Profil einer Bremsbergförderung mit Voll- und Leerwagen. d=Haspel in der Haspel- bzw. Bremsstatt, a=ebene Kopfplatte, b=Haspel-oder Bremsberg, c= ebene Fußplatte.
(Treptow 1907)
      Abb. 58: Verbotenes Mitfahren auf dem Bremswagen. Für die Fahrung war ein benachbarter Laufbremsberg da.
(Der Bergmannsfreund 1934)     
      Abb. 59: Der Pferdeführer geht vorschriftsmäßig vor seinem Pferd.
(Der Bergmannsfreund 1934)
      
Hier ein Einschub zu Direktor Karl Friedrich Springorum (1845-1921): Sein wohlhabender Vater Wilhelm Springorum (1790-1867), Woll- und Kornhändler, Amtmann in Herdecke, Besitzer mehrerer Stollenzechen im Ardey-Gebirge, etwa 1853 bis 1867 Repräsentant der Gewerkschaft Wiendahlsbank, veranlasste seinen jüngsten Sohn Friedrich nach seinem Abitur in Düsseldorf zu einem mehrjährigen Besuch des englischen und schottischen Bergbaus. Nach seiner Rückkehr wurde er mit etwa 22 Jahren 1867/1868 Betriebsführer und 1873 Direktor auf Wiendahlsbank. Seine Frau wurde die Tochter des Vorstandsmitgliedes Adolf Waldthausen. Diese Unterstützung reichte jedoch nicht aus, sodass er 1883 kündigte. Die Bergbehörde hatte ihn und einen Obersteiger angeklagt, für widerrechtlichen Abbau in westlich gelegenen, fremden Grubenfeldern und verzögertes Führen des Grubenbildes (Vermessungs-Zeichnungen) verantwortlich zu sein. Bereits 1867 wurde Springorum aber wieder Direktor auf der Zeche Borussia in Kley und 1897 auch noch auf anderen Zechen. 1904 gründete er bei Halle die Gewerkschaft Johannashall (Kali) und 1908 in Berlin die Deutsche Metallwerk GmbH. Diese Firma führte sein Sohn nach 1921 weiter.
     Abb. 60: Das Springorum-Haus in Herdecke, links das Sackträger-Denkmal. Herdecke wurde durch Woll- und Kornhandel wohlhabend. 2019
(Tilo Cramm)
     Abb. 61: Kux- oder Anteilsschein an einer 1 000teiligen altrechtlichen Gewerkschaft 1890
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)
     Abb. 62: Grubenfeldgrenzen um 1900.
(Mtbl. Witten 1892)
Abb. 63: Stillgelegte Grubenfelder der GBAG 1954 (Rot umrandet).
(Archiv Tilo Cramm)
    
Etwa gleichzeitig mit der Stilllegung der Zeche Louise Tiefbau 1908 als Folge des Bruchs im Förderschacht Clausthal wurde diese und auch die Zeche Wiendahlsbank von der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-AG übernommen. Der Wetterschacht Schulte sollte nun Wetterschacht für Wiendahlsbank werden, um den Abbau im Feld Louise Tiefbau durch Wiendahlsbank zu ermöglichen.

Als 1909 auch die Zeche Kaiser Friedrich zur Deutsch-Lux kam, wurde umgeplant. Der in Holzausbau stehende, rechteckige Schacht Schulte wurde mit Bergen verfüllt und mit Ausmauerung neu geteuft. Der Förderschacht 2 von Kaiser Friedrich wurde um 70 m tiefer geteuft und von diesem Niveau aus eine etwa 1 000 m lange Förderstrecke zum Wetter- und Seilfahrtsschacht Schulte aufgefahren. Im Feld Louise Tiefbau übernahmen nun die Zechen Kaiser Friedrich und Glückauf Tiefbau den weiteren Abbau. Viele Bergleute von Louise konnten so weiter beschäftigt werden.

1912 erfolgte noch ein Durchschlag zwischen den Zechen Wiendahlsbank und Kaiser Friedrich. Die Zeche Wiendahlsbank erreichte 1914 mit einer Belegschaft von 1 347 Mann ihre höchste Jahresförderung von 340 000 t. Sie hatte sich nach Westen durch den Ankauf des Feldes Ardey und Wiendahlsbank erweitert und war auch in einem Pachtfeld von Kaiser Friedrich tätig. Wegen der großen Entfernung konnte Wiendahlsbank am Abbau im Feld Louise Tiefbau nicht teilnehmen.
      Abb. 64: Darstellung der Grubenfeldgrenzen (Markscheiden) an der Tagesoberfläche.
Das Feld Ardey und Wiendahlsbank ist in Wiendahlsbank integriert. Links das verbliebene Feld Ardey und Dreigewerke. Die Rüdinghauser Störung verläuft zwischen beiden Grubenfeldern, um 1914 . Das nördliche, kleine Feld Krüger war in Hamburg & Franziska aufgegangen.
(Archiv Günnemann-Kotten e.V., Rüdinghausen)  
      Abb. 65: Schachtscheibe des 495 m tiefen, 1908 verbrochenen  Schachtes Clausthal  
(Ver. Stahlwerke AG)
      Abb. 66: Die vorher rechteckige Schachtscheibe des 482 m tiefen Schachtes Schulte wurde 1909 durch die Ausmauerung in zwei runde Querschnitte verwandelt. Er wurde auch Brillenschacht genannt. Zwei getrennte Fördergestelle dienten der Fahrung und dem Materialtransport.
(Ver. Stahlwerke AG)
      Abb. 67: Das Bergwerkseigentum der Deutsch-Lux 1910.
(Bacmeister)
      Abb. 68: Kraftwerk Kruckel  bei Beginn des Baues der Sromverteilungsanlage auf der östlichen Seite der Kruckeler Straße. Das 1911 errichtete Gebäude der Zechenverwaltung steht erst mit seinem südlichen Teil und in anderer Bauweise.
(Archiv Klaus Karl Tischmann)
Abb. 70: Das 1911 an der Kruckeler Straße errichtete Verwaltungsgebäude hat als einziges überlebt und ist heute Wohnhaus, 1990.
(Tilo Cramm)
Abb. 69: Rechts das 1911 errichtete Betriebsgebäude von Wiendahlsbank wie es sich heute darstellt, von Norden 1930
(Historisches Konzernarchiv RWE, Essen)
      Abb. 71: Eingang zur Zeche Wiendahlsbank 1987.
(Gabriele Unverferth)

Abb. 72: Verwaltungsgebäude von Wiendahlsbank mit einer 2002 aufgestellten Informationstafel (links), 2009.
(Norbert Meier)


Im Ersten Weltkrieg 1914-1918 war die Förderung von Kokskohlen kriegswichtig – die Brikettfabrik wurde von 1915 bis 1921 daher nicht betrieben. Alle maschinellen Anlagen waren - wie auf vielen anderen Ruhrzechen auch - am Kriegsende weitgehend verschlissen, Wartungsarbeiten mussten aus Arbeiter- und Materialmangel verschoben werden.

Von Explosionsunglücken war die Zeche wegen ihres hohen Esskohlenanteils der Förderung bis dahin verschont geblieben. Als Franzosen und Belgier Anfang 1923 das Ruhrgebiet besetzten, legte die über 2000köpfige Belegschaft die Arbeit nieder. Als nach Wiederaufnahme des Betriebs am 11.4. und 2.6.1924 je sechs Bergleute durch Sprengarbeiten mit nachfolgenden Kohlenstaubexplosionen starben, kam das Ende der Zeche bereits am 15. August 1924. Allerdings war sie veraltet, die Fettkohle abgebaut und für Ess- und Magerkohlen fehlte der Absatz. Die Dortmunder Südzechen teilten bis auf Gottessegen bald das Schicksal von Wiendahlsbank. Die Belegschaften fanden oft neue Arbeitsplätze auf den Dortmunder Nordzechen.

Die 790 m bzw. 675 m tiefen Schächte Wilhelm und Friedrich wurden 1925 abgedeckt. Die Grube lief voll Wasser. Erst 1935 wurde beide Schächte verfüllt. Hatten die neue Eigentümerin, die Vereinigten Stahlwerke, die Absicht, die Zeche zu reaktivieren? Heute besteht hier ein Gewerbegebiet.
     Abb. 73: Sprengung des Malakoffturms Schacht Friedrich 1933.
(Archiv Hans-Jürgen Lewer)

Die Zechenzeitung Vereinigte Stein & Hardenberg schrieb am 17.2.1933, die Betriebsgebäude seien durch 24 Mann des „Siedlungsverbandes Dortmund ehemaliger Kriegsgefangener“ und 40 Mann des „Freiwilligen Arbeitsdienstes“ abgebrochen worden. Die verwertbaren Materialien hätte man zum Eigenheimbau verwendet. Die Abbrucharbeiter wohnten im heute noch bestehenden „Maschinen-, Eingangs- und Magazingebäude“ (Abb. 22). Die Leitung lag in Händen der Bauabteilung der Gelsenkirchener Bergwerks-AG, Teil der Vereinigte Stahlwerke AG, in der 1926 die Deutsch-Lux aufgegangen war.
     Abb. 74: Lage der verfüllten Schächte und Lichtlöcher von Vereinigte Wiendahlsbank auf dem Stadtgebiet von Dortmund
(Bergbauriss von 1910, Archiv Hans-Jürgen Lewer, Vermessungs- und Katasteramt Dortmund 1960, bearb. Tilo Cramm)

Hauptschächte der Zeche Wiendahlsbank nahe der Bergisch-Märkischen Eisenbahn waren Wilhelm (790 m seiger=senkrecht) und Friedrich (675 m seiger). Daneben gab es mindestens drei tonnlägige=schräge Wetter=Luftschächte, davon war Nr. 2 der Karte 75 m lang.

Der Hauptschacht der übernommenen Zeche Johannes Erbstollen Huyssen Nr. 9 war 396 m tonnlägig lang und hatte in seinem Umfeld die Wetterschächte 3 bis 8, 9 und 19. Die Schächte 5 und 19 wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der Kleinzeche Gute Else wieder benutzt. Die Nachverfüllung des Luftschachtes Nr. 6 erfolgte 1990 (Abb. 25-27).


Auf der Suche nach Kohle
Die Gruppe Dortmund der Gelsenkirchener Bergbau AG hatte nach der Stilllegungswelle Mitte der 1920er Jahre die in den stillliegenden südlichen Grubenfeldern anstehenden Kohlenvorräte weiterhin im Blick. So wurden 1931 Vorratsberechnungen durchgeführt.

In der Zeit größter Kohlennot 1946/1949 waren die Flöze der Sprockhöveler und Wittener Schichten (Mager- und Esskohlen) erneut das Ziel eines Restabbaus. Man wusste ja, dass  unter den weitgehend abgebauten Fettkohlenflözen der Bochumer Schichten bis zu - 1 000 m (real 1 100 bis 1200 m Teufe) noch etwa die Hälfte der Kohlenvorräte noch anstand. Wegen der fortgeschrittenen Gewinnungstechnik nahm man Flöze ab einer Mächtigkeit von 0,6 m und auch steil gelagerte in die Berechnungen auf. Man wollte die Grubenfelder Zeche Helene-Nachtigall, Hamburg-Franziska, Wiendahlsbank, Kaiser Friedrich, Louise und Glückauf-Tiefbau mit einer gemeinsamen tiefen Sohle zusammenfassen. Der zentrale Förderschacht sollte am Bahnhof Stockum des „Rheinischen Esels“ der frühere und gut erhaltene Schacht Franziska-Düren der alten Zeche Wallfisch werden. Alle früheren Schächte sollten gleichzeitig gesümpft werden, um sie und die Hauptstrecken zur Bewetterung (Be- und Entlüftung) nutzen zu können.

Am Zentralschacht Düren sollten eine Aufbereitung und für die kaum verkokungsfähigen Mager- und Esskohlen eine Brikettfabrik und ein Kraftwerk errichtet werden. Die Zentralanlage war für eine Tagesförderung von 2 500 t gedacht. (Quelle: Anlage IV eines Schreibens von Bergassessor Kaiser vom Oktober 1949,  Bergbau-Archiv 36/04). Diese Pläne fielen der Kohlenkrise zum Opfer.


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